Namibia mit 4WD
Bericht mit Bildern

Natur, Menschen und Tiere zwischen Wüste und Dschungel

 

Der Urlaub beginnt zunächst mit einem Tiefschlag: An einem einzigen Tag haben wir gleich drei Reifenpannen, und davon zwei gleichzeitig an Vorder- und Hinterrad! Außerdem bleiben wir im Wüstensand stecken und müssen an Ort und Stelle übernachten, da wir uns bei Dunkelheit trotz Allradantrieb nicht mehr befreien können. Wie soll das nur weitergehen?

Aber danach folgen fast nur noch Highlights: Nach dem Fishriver Canyon und der von Deutschen gegründeten Hafenstadt Lüderitz erleben wir den ersten Höhepunkt in der Dünenlandschaft der Namibwüste bei Sossusvlei mit fantastischen Stimmungen. Im benachbarten Naukluftgebirge, noch im gleichen Nationalpark, fahren wir auf schlechtester Steinpiste zum Sonnenuntergang auf ein Hochplateau und danach bei Dunkelheit wieder abwärts zum vorgesehenen Lagerplatz - ein starkes Erlebnis!

 

In Swakopmund, wo die deutsche Kolonialzeit noch genauso lebendig ist wie in Lüderitz, erholen wir uns kurz, bevor es über eine Robbenkolonie an der Skelettküste ins Gebiet der Spitzkoppe geht. In diesem Granitgebirge inmitten einer Wüstenlandschaft klettern wir zwei Tage lang. Nach einer Eingehtour mit meiner Kollegin und Begleiterin Elisabeth besteige ich mit den beiden fränkischen Sportkletterern Peter und Thomas den steilen, 700 m aufragenden Hauptgipfel. Wegen der anspruchsvollen alpinen Kletterei (Schlüsselstelle V+/Ao oder frei VI ungesichert) erreichen wir erst am späten Nachmittag den Gipfel. Beim Abstieg müssen wir uns nur etwa 150 m über den Autos wegen Dunkelheit und schwieriger Orientierung in einem völlig unübersichtlichen Gelände zu einem ungeplanten Notbiwak entschließen, obwohl wir sogar schon Rufkontakt zu den besorgten Frauen unten haben.

 

Nach diesem Highlight Nr. 2 und der Besichtigung einiger Felszeichnungen aus der Steinzeit und der Buschmann-Ära geht es in den Nordwesten von Namibia ins abgeschiedeneKaokoveld - ein ganz besonderes Abenteuer, das wir wegen fehlender Versorgungsmöglichkeiten mit 170 Liter Benzin, 60 Liter Wasser und GPS, aber ohne empfohlenes Begleitfahrzeug angehen. Hier leben die halbnomadischen Himbas, die in dieser Einsamkeit ihre ursprüngliche Lebensform und Tradition beibehalten haben. Durch kleine Tauschgeschäfte mit Gebrauchsartikeln wie Zucker, Seife oder Tabak kommen wir zu interessanten Aufnahmen dieser stolzen Menschen. Selbst leere Konservendosen und Wasser aus unserem Vorrat finden dankbare Abnehmer, und ein reich bebildertes Tierbestimmungsbuch ist bei Jung und Alt der große Hit! Der folgende van Zyl´s Paß wird die extremste Allradstrecke meines Lebens. Danach müssen wir aus Zeit- und Benzinmangel sowie falscher oder fehlender Detailkarten und einem defekten GPS nach 800 km Schotterpisten das Kaokoveld wieder verlassen. Am letzten Abend erleben wir in Gesellschaft von zwei kleinen, völlig unverdorbenen Mädchen von zirka 8 und 10 Jahren die Seele Afrikas - insgesamt ein besonderer kultureller Höhepunk!

 

In dem wieder touristisch stärker frequentierten, riesigen Tierreservat der Etoscha-Pfanne, sehen und fotografieren wir Elefanten, Giraffen, viele verschiedenartige Antilopenarten und sogar Nashörner. Der Höhepunkt ist aber ein Rudel Löwen, das ganz in in unserer Nähe ein Zebra zur Strecke bringt und es - anfangs noch bei lebendigem Leib - auffrißt.

Eine lange Fahrtstrecke bringt uns in einem halben Tag zurück in die Hauptstadt Windhoek, von wo aus Elisabeth nach dreieinhalb Wochen wieder nach Hause fliegt, da ihr Urlaub zu Ende ist. Ich fahre danach alleine weiter in den entlegenen Nordostteil des Landes. Im oberen Okavango-Delta, bereits im Nachbarland Botswana gelegen, komme ich bei einer Bootsfahrt mit Ornithologen zu schönen Bildern von Vögeln und Krokodilen.

 

Die Weiterfahrt durch den sogenannten Caprivi-Zipfel - aus Sicherheitsgründen im Militärkonvoi - bringt mich an die Grenzen von Zimbabwe und Sambia zu den berühmtenVictoria-Wasserfällen. Hier stürzen die Wassermassen des Sambesi etwa 100 m in die Tiefe, und danach folgen Stromschnellen auf Stromschnellen. Das River-Rafting auf dem Sambesi gilt als das wildeste der Welt - und tatsächlich fliege ich bei diesem Abenteuer gleich zweimal ins reißende Wasser, wobei sogar einmal das Schlauchboot umkippt! Aber selbst hier kommt die wasserdicht verpackte (Zweit-) Kamera zum sporadischen Einsatz zwischen den schwierigen Stellen - auf der ganzen Reise verschieße ich insgesamt fast 40 Diafilme!

 

Der Chobe Nationalpark in Botswana ist berühmt für seine riesigen Elefantenherden, und tatsächlich sehe ich Hunderte dieser Dickhäuter. Am eindrucksvollsten aber sind die Erlebnisse im ungeschützten, d.h. nicht eingezäunten Campground. Beim Abendessen läuft fast lautlos ein Elefant nur sechs Meter neben mir im Dunkeln am Auto vorbei, und mitten in der Nacht untersucht ein ausgewachsener Koloß mit seinem Rüssel mein kleines Zelt am Boden - auch für nervenstarke Globetrotter ein aufregendes Erlebnis und ein letztes Highlight!

 

Nachdem ich noch einmal auf einer Sandpiste steckengeblieben bin, bringen mich gerade, eintönige Asphaltstraßen nach fünf Wochen und insgesamt fast 10.000 Kilometerzurück in die Zivilisation nach Windhoek, wo mich die tragischen weltpolitischen Ereignisse (World Trade Center) und zuhause auch bald die Alltagsprobleme wieder einholen.

 

Obwohl ich jetzt schon fünfmal in Afrika war und - auch beruflich bedingt - dort insgesamt ein ganzes Jahr verbracht habe, wird dieser exotische Urlaub durch seine Intensität und seine ganz unterschiedlichen Aspekte zu einem meiner schönsten und interessantesten überhaupt! Die abwechslungsreiche Kombination aus unterschiedlichen Natur- und Landschaftserlebnissen, deutscher und schwarzafrikanischer Geschichte, grandioser Tierwelt und einmaligen kulturellen Begegnungen sowie eigenen Aktivitäten wie Klettern, Rafting und Geländewagenfahren auf extremen Pisten machen diese Afrika-Reise zu einem echten Highlight im Leben!