Namibia
Abenteuerliche Reise druch Namibia

Als wir am ersten Ferientag ins Flugzeug einsteigen, ahnen wir noch nicht, dass diese Sommerferien unsere spannendsten seit 12 Jahren werden würden. Der Flug ist problemlos, wir werden vom Flughafen abgeholt und bekommen unseren Leihwagen. Das ist ein waschechter Geländewagen (Toyota-Hilux) mit einem Campingausbau, ein sogenannter Family-Camper. Er hat nicht ein oder zwei Dachzelte wie andere, bei denen man immer über eine Leiter klettern muss, sondern ein aufstellbares Klappdach für zwei Betten oben, die man aus dem Wageninneren erreicht und so auch Raum zum Stehen hat. Die zweite Schlafgelegenheit ist eine aufklappbare, ebenfalls von innen zugängliche Zeltpritsche an der Seite. Auf der anderen Seit der Karosserie ist die ausziehbare Außen-Küche untergebracht: eine große Kühlbox und ein zweiflammiger Gasherd mit allen Camping-Utensilien.

Nach einem Großeinkauf im Supermarkt machen wir uns von Windhoek, der Hauptstadt Namibias auf den Weg in den Süden. Auf geraden eintönigen Straßen geht es als erstes zum Köcherbaumwald bei Keetmanshoop. Wir kommen gerade noch rechtzeitig zum Sonnenuntergang und stellen uns gleich neben die Piste zum Übernachten.

 

Fish River Canyon und Oranje River

Unser nächstes Ziel ist der Fish River-Canyon. Vor dem Nationalpark übernachten wir abseits in einem ausgetrockneten Flussbett an einem schönen Lagerplatz. Als es jedoch am nächsten Morgen etwas zu regnen anfängt, beeilen wir uns, diese kritische „Falle“ schnell zu verlassen. Dafür sind wir als Erste beim Canyonrand und erleben noch kurz etwas Sonne samt Regenbogen über dem zweitgrößten Canyon der Welt. Nach uns kommen auch noch einige Touristen, aber auf der Weiterfahrt sind wir stundenlang völlig alleine auf den Pisten in einer großartigen und kargen Landschaft zwischen Wüste und Savanne. Immer wieder entdecken bunte Blumenteppiche in großer Formen- und Farbenvielfalt.

Am Abend erreichen wir den Fluss Oranje, der die Grenze zu Südafrika bildet und freuen uns   als einzige Gäste auf einem Campingplatz über eine heiße Dusche. Die Weiterfahrt am Fluss wird am nächsten Morgen durch den Regen vom Vortag plötzlich zu einem Überlebenskampf: wir schlingern trotz Allrad und Geländereifen im tiefen Matsch gefährlich nahe am Ufer entlang und können auch nicht einem liegengebliebenen Fahrzeug helfen, da wir sonst auch steckenbleiben würden. Als wir nach einigen Kilometern wieder festen Boden erreichen, müssen wir erst mal kiloweise den festgebackenen Lehm von Reifen und Radkästen entfernen.

 

Lüderitz und Umgebung

Die Asphaltstraße nach Lüderitz macht uns da weniger Probleme, aber dafür gibt es hier Sandverwehungen und an der Atlantikküste einen starken Sturm, bei dem ich unsere Zeltanbauten mit mitgebrachten Bändern extra sichern muss. In Lüderitz, dem ersten deutschen Hafen aus der Kolonialzeit, erinnert noch Vieles an die deutsche Vergangenheit. Und hier hilft uns auch ein Werkstattmeister mit deutschen Vorfahren bei der Reparatur unserer defekten Kühl-Elektronik.

Auf dem Weg zurück ins Landesinnere kommen wir an der ehemaligen Diamantensiedlung Kolmanskuppe vorbei, die allmählich wieder von der Wüste eingenommen wird und auch an einer Wildpferdherde, den sogenannten Namibs, die bei Soldatenkämpfen während des Ersten Weltkrieges versprengt wurden.

 

Namibwüste und Sossusvlei

Über rotbraune Pisten fahren wir zum touristischen Höhepunkt der Namibwüste, zu den berühmten Dünen von Sossusvlei: sie sind wohl die höchsten und eine der schönsten weltweit. Hier kann man vor allem morgens und abends schöne Fotos machen und bei einer Dünenwanderung setze ich auch sinnvoll meine 360 Grad-Kamera ein. Natürlich sind hier auch viele Touristen unterwegs, aber wir finden trotzdem noch einsame Plätze. 

Der Abend am Rande des Namib-Naukluft.Gebirges wird wieder so stürmisch, dass andere Camper ihr windanfälliges Dachzelt mitten in der Nacht verlassen und dann auf den Sitzen im Auto verbringen müssen.  

 

Atlantikküste um Swakopmund

Eine längere Fahrt auf schlechten Straßen bringt uns zum Hafenort Walvisbay am Atlantik Hier feiern wir Isabellas 11. Geburtstag und fotografieren Flamingos am Strand.

Nicht weit davon erreichen wir Swakopmund, die zweitgrößte Stadt des Landes mit einer gut sichtbaren deutschen Vergangenheit. Wir gönnen uns auf einem Campingplatz zwei Nächte Erholung mit eigener Dusche, Toilette und Kochecke - und lassen auch einen großen Berg Wäsche waschen. 

Von hier aus machen wir einen Ausflug in die Wüste zu den berühmten Welwitschias: sie sind eine der ältesten Pflanzen der Erde, werden mehrere hundert Jahre alt und behalten zweitlebens nur ihre 2-4 Laubblätter.

An der Küste herrscht zumindest morgens ein grauer kalter Nebel, sodass wir gerne wieder weiterfahren. Am Cape Cross finden wir Tausende von Robben – aber auch hier ist es noch nebelig-trüb und dazu herrscht ein ziemlicher Krach und beißender Gestank. 

Erst weiter im Landesinneren wird es wieder schöner und auch wärmer, sodass wir unsere Daunenjacken nicht mehr brauchen.

 

Spitzkoppe und Felszeichnungen

Während wir beim Klettern auf die Spitzkoppe 2001 noch ziemlich alleine waren, ist jetzt ein Park mit vielen Besuchern und Eintritt entstanden. Die Übernachtungsplätze sind schön angelegt, aber wir sind eine Nacht auch außerhalb direkt am Wandfuß völlig alleine.

Unsere Weiterfahrt nach Norden führt uns in ein Gebiet mit vielen prähistorischen Felszeichnungen und Malereien um Twyffelfontein, die man heute nur noch in einer geführten Tour besuchen kann. Zum Glück dränge ich trotz großer Hitze auch auf einen zusätzlichen, etwas anstrengenderen Weg, bei dem wir besonders schöne Malereien sehen, die die meisten Besucher aus Bequemlichkeit gar nicht zu Gesicht bekommen.

Ab jetzt werden die Touristen deutlich weniger und etwas später sind wir sogar stundenlang alleine unterwegs. Hier sehen wir endlich auch Wildtiere, die die Kinder schon sehnsüchtig erwartet haben. Uns faszinieren aber genauso die beeindruckenden „Stoneman“, die ein unbekannter Künstler in einem riesigen Gebiet verstreut aufgestellt hat.

 

Auf Pisten durchs wilde Kaokoland

Wir kommen jetzt in das karge Kaokoland, der Heimat der Himbas. Dieses Volk ist sehr fotogen rot bemalt und die Frauen laufen oberkörperfrei mit lehmigen Zöpfen umher. Im Übergangsbereich zeigt sich durch den Einfluss der Zivilisation und der Touristen schon eine Veränderung bei Kleidung und Verhalten im Vergleich zu meiner ersten Reise vor 24 Jahren.

Wir wollen weit in das ursprüngliche Besiedlungsgebiet hineinfahren, wobei die Pisten – längst keine Straßen mehr – immer schlechter werden. Da wir nur sehr langsam vorankommen und auch ein Zeitproblem entsteht, drehen wir sogar um und fahren einen Alternativweg.

Der ist allerdings genauso anspruchsvoll und wir treffen eineinhalb Tage überhaupt niemanden mehr unterwegs. Selbst das Finden eines Nachtplatzes gestaltet sich durch den dichten Bewuchs schwierig. Und als wir am nächsten Morgen auf dieser Piste im Niemandsland einen Platten haben, wird es plötzlich sehr spannend: bei großer Hitze brauche ich alle Tricks, um den Hinterreifen zu wechseln.

Bei einem echten Schaden würde hier vielleicht nur ein Fahrzeug pro Woche vorbeikommen – und Abschleppen ist sowieso völlig unmöglich. Erst hinterher stelle ich fest, dass die Verleihfirma diese Piste (obwohl mit eigener Straßennummer) sowieso nur auf komplett eigenes Risiko erlaubt.

 

Begegnungen mit den Himbas

Bei der Weiterfahrt treffen wir - wie geplant - auf Himbas, die noch völlig von der Zivilisation unverdorben sind und sich über kleinere Geschenke sehr freuen. Wir ändern trotzdem unsere Route und fahren in die Kleinstadt Opuwo, um zuerst den Reifen reparieren zu lassen. Wie sich herausstellte, hatte die Reifenfelge durch eine Steinkante eine deutliche Delle, die tatsächlich wieder repariert werden kann.

In dieser typisch afrikanischen lauten und staubigen Stadt treffen wir auf viele Bevölkerungsgruppen: prächtige Hererofrauen in ihren bunten Gewändern oder auch Himbas in traditioneller Kleidung mit allen Übergängen bis zum modernen Outfit – eine sehr lebendige Mischung. Bei der Reifenreparatur wollen plötzlich auch der daneben arbeitende Friseur und seine Frau von mir fotografiert werden.

Wieder mit frischen Vorräten geht es weiter. Dabei kommen wir an einem „Living Museum“ der Himbas vorbei: knapp 50 Bewohner leben hier ganz traditionell und zeigen – natürlich gegen Eintritt – ihre Hütten und Gebräuche. Nur alle paar Tage tauchen hier Touristen auf und wir kommen zu sehr authentischen Fotos mit dem Höhepunkt von Tänzen der Frauen und Mädchen.

 

 

Vom Kunene bis zum Caprivistreifen

An gleichen Tag erreichen wir den Grenzfluss Kunene zum Nachbarland Angola bei den Epupa-Wasserfällen. Hier freuen wir uns über das subtropische Ambiente mit Palmen oder wilden Affen - Baden im Fluss ist wegen der Krokodile allerdings nicht sinnvoll.

Zwischen dieser nördlichen Grenze und der südlichen Grenze nach Südafrika haben wir etwa 2000 km zurückgelegt. Jetzt geht es weitere 1000 km immer der Grenze entlang bis zum Caprivistreifen ganz im Osten. Auf schnurgeraden Straßen fahren wir in diesem dicht besiedelten landwirtschaftlich genutzten Gebiet an zehntausenden von Strohhütten vorbei. Die Menschen hier leben sehr einfach: überall sehen wir Frauen und junge Menschen mit Wasserbehältern auf dem Kopf oder Esel mit Kanistern auf dem Weg zu den Wasserstellen.

Im Caprivizipfel wollen wir nahe der Grenze zu Botswana am Kwando-River (nicht zu verwechseln mit dem benachbarten Okavango) Wildtiere beobachten – und werden nicht enttäuscht. Wir sehen auf sandigen Pisten aus nächster Nähe Giraffen, Hippos bzw. Flusspferde, Krokodile und natürlich Elefanten. Besonders spannend ist die Übernachtung in dem Park: hier gibt es keine geschützten und umzäunten Camps, sondern nur primitive Lagerplätze im Sand, wo wir wieder völlig alleine sind.

Die ganze Nacht hören wir laut Löwen brüllen und Hippos grunzen sowie Elefanten, die ästeknackend um unseren Lagerplatz am Fluss trampeln. Am nächsten Morgen sehen wir direkt neben unserem Lagerplatz über unseren Auto- und Fußspuren große Elefantentritte!

 

Reifenpannen und Etoshapfanne

Voll von diesen Eindrücken fahren wir am nächsten Tag durch den Capirivistreifen zurück über schnurgerade Asphaltstraßen bei großer Hitze. Plötzlich verliert ein Hinterreifen Luft und ist trotz Bremsung innerhalb weniger Meter nur noch ein Gummiwrack. Wir wechseln den Reifen und verständigen uns mit dem Autovermieter, dass wir mit einem Reservereifen weiterfahren, da wir nur noch die Etoshapfanne besuchen wollen.

Doch am Nachmittag auf freier Strecke das Gleiche noch einmal: doch diesmal bekommen wir den letzten Reservereifen nicht unter dem Auto hervor, weil die Befestigungskette verrostet und verklemmt ist. Wir müssen einen Service von der nächsten 50 km entfernten Stadt ordern, die uns den Reservereifen montieren und einen ganz neuen mitbringen.

Durch den Zeitverlust versäumen wir eine bereits gebuchte Campübernachtung in Etosha und erreichen den Nationalpark daher erst einen Tag später.

Doch mitten im Park – wo das Aussteigen streng verboten ist – geht uns der nächste Reifen kaputt. In Windeseile wechseln wir den Reifen und übernachten im Etoshapark, von dem wir aber noch kaum etwas gesehen haben. Also wieder raus aus dem Park, neuer Reifenwechsel in der 130 km entfernten Stadt und wieder zurück nach Etosha.

Im nächsten Camp haben wir dafür Glück: unsere zuvor versäumte Buchung wird trotzdem anerkannt und wir können übernachten. Dafür bleibt uns aber nur noch ein Tag, um den Park zu verlassen und nach Windhoek zurückzufahren, wo am Abend unser Flug startet. Mit Frühaufstehen, kontinuierlichem Fahren und Glück schaffen wir es gerade rechtzeitig, den Shuttlebus zum Flughafen zu erwischen. Und dabei sehen wir im Park sogar noch zwei Löwinnen mit ihren Jungen.

 

Die drei kaputten Reifen werden zum Glück durch die Versicherung ersetzt – insgesamt hatten wir mit kleineren Reparaturen zwischendurch sogar 7 Reifenpannen - immer hinten. Wahrscheinlich war die Kombination aus überlasteter Hinterachse mit stundenlangen Fahrten bei großer Hitze und schlechter Reifenqualität schuld an dieser Häufung, die uns einige Nerven und Zeit gekostet hat.

 

Trotzdem haben wir aufgrund der unglaublichen Vielfalt bei Landschaften, Tieren und Menschen und der großen Abenteuer eine ganz besondere Reise in Namibia erlebt.