Marokko
Bericht mit Bildern

2023 – Marokko zu Ostern

Wieder einmal ist unser Reiseziel Marokko, weil es so vielfältige Möglichkeiten hat, wie z.B. Reisen mit VW-Bus, Skiern, Mountainbikes oder mit dem Sprinter sowie jetzt auch mit unseren Kindern! Das Land bietet speziell für uns sehr viel Abwechslung: das Atlas-Gebirge hat 4000-er Berge, Schluchten und Kletterrouten, man kann in der Sahara Sanddünen, Oasen und Pisten erleben, am Meer baden, das orientalische Ambiente mit Bazaren genießen - und man kann es relativ problemlos mit dem Wohnmobil (und Fähre) erreichen.

Und wieder ist die Reise ungeplant sehr spannend. Weil wir wegen Isabella auf die Schulferien angewiesen sind und während der besten Reisezeit zu Ostern nur zwei Woche gemeinsam zur Verfügung haben, bin ich mit dem Sprinter alleine vorausgefahren, während Christine mit den Kindern etwas später hinterhergeflogen ist.

 

Anreise mit Getriebe-Panne

Die Anreise mit der Fähre erfolgt über Genua bis Tanger. In Marokko fahre ich dann interessante einsame Bergstrecken, da ich noch einige Tage Zeit habe. Im Cirque de Jaffar, einem Bergkessel im Hohen Atlas, hatten wir 2019 wegen einer blockierten Gebirgspiste eine abenteuerliche Schlucht-Befahrung mit dem Sprinter durchgeführt (https://bergundreisen.de/bergmed/travel/entry/26/). Deshalb wollte ich diese Strecke jetzt nachholen, zumal mir entgegenkommende Touristen von guten Pistenverhältnissen berichtet hatten. Aber die normale Auffahrt war in einem Bachbett komplett weggewaschen und es gab stattdessen nur eine provisorische Steilrampe. Dabei ist wieder einmal die Antriebswelle im Verteilergetriebe gebrochen: Das hatten wir schon einmal in Marokko vor 10 Jahren (noch ohne Kinder) auf einer steilen, sandigen Wüstenpiste. Der Sprinter schaukelt sich durch die relativ starre Hinterachse und den steifen Rahmen auf, sodass dann auch durch sein Gewicht zu viel Druck auf die Antriebsachse kommt und diese irgendwann beim Hüpfen der Räder bricht (möglicherweise auch ein konstruktionsbedingter Fehler). Siehe https://bergundreisen.de/bergmed/travel/entry/37/. Der Wagen fährt dann keinen Zentimeter mehr – und steht jetzt in einem Bachbett 30 km von der nächsten Ortschaft entfernt!

Es hat mich einige Stunden gekostet, Hilfe zu holen, mit zu Hause samt ADAC zu telefonieren und dann mit etwas Glück den Sprinter mit einem neun Meter langen Abschleppwagen dort herausbekommen.  In der Stadt Midelt ist keine geeignete Werkstatt vorhanden und ich lasse deshalb den Sprinter weitere 200 km Richtung Wüste nach Erfoud fahren – und zwar zu Abdol. Dieser Mechaniker hatte bei unserem Sprinter bereits 2013 die gebrochene Achse wunderbar geschweißt, nachdem ein Ersatzteil so schnell nicht aufzutreiben gewesen wäre.

Ich lasse den Sprinter also in seiner Obhut und fahre gleich am nächsten Morgen mit einem Leihwagen 600 km nach Casablanca, weil dort ja Christine mit den Kindern hinfliegt. Wir treffen uns abends am Flughafen, übernachten in einem Hotel und fahren dann die gleiche Strecke wieder zurück zu unserem Sprinter.

 

Einladungen bei Einheimischen

Als wir Sonntagabend nach Erfoud zurückkommen, ist er - oh Wunder - schon repariert und die Achse wieder geschweißt. Am gleichen Abend lädt uns Abdol noch zum Abendessen mit seiner ganzen Familie ein, was schon etwas ganz Besonderes ist.

Bei dieser Gelegenheit meint Abdol, wir könnten auch seinen Geländewagen, einen Toyota Prado, ausleihen und drei Tage eine Wüstentour machen. Derweil kümmert er sich noch um die Beulen am Sprinter, die wir vor 5 Jahren bei einer Schluchtbefahrung reingefahren hatten und lackiert uns die Seite neu.  Und das Ganze zu einem Zehntel von dem, was wir in Deutschland dafür bezahlt hätten (deswegen hatten wir es auch bisher noch nie machen lassen!).

Nachdem ich nur marginal Französisch sprechen kann, hatte mir in Erfoud ein deutsch sprechender Marokkaner – Adde – geholfen, einen Leihwagen zu organisieren. Am nächsten Morgen zeigt uns Adde noch, wo wir in der Wüste Fossilien selbst ausgraben können. Am Abend sind wir sogar noch bei ihm und seiner Frau Khadija auf einem kleinen Gehöft eingeladen - sie verwöhnten uns mit arabischen Speisen. Khadija, die leider nur arabisch spricht, wollte unbedingt, dass Christine ihr traditionelles Hochzeitsgewand anzieht, das ich natürlich fotografiere. Nur auf Grund unserer Autopanne sind wir also gleich zweimal von den Einheimischen eingeladen worden – in diesem Fall kein Schaden ohne Nutzen!

 

Wüstentour mit Geländewagen

Die Wüstentour ist dann wirklich ein Genuss, nachdem der Geländewagen alle Problemstrecken souverän meistert und Christine diesmal keine Sorgen um den Sprinter zu haben braucht. In der ersten Nacht kommen wir in einem kleinen Fort für Touristen unter: es gibt nur 5 schlichte Zimmer und keine anderen Touristen, obwohl in dieser Woche sehr viele spanische Autokonvois unterwegs sind.  Es wird extra für uns aufgekocht, noch dazu sehr lecker und reichlich.

In der zweiten Nacht sind wir in einem richtigen Wüstencamp im Erg Cheggaga: rundum nur Sanddünen, Zelte zum Schlafen, ein Toilettenhäuschen und in einem großen Zelt wird das Essen serviert. Die Atmosphäre hier unter dem Sternenhimmel ist natürlich besonders eindrucksvoll und lässt sich ja in keinem Foto einfangen.
Der nächste Tag beginnt sonnig - die Kinder spielen auf den Dünen und ich erkunde fotografisch das Camp nebenan, das wegen Corona aufgegeben wurde und schon halb wieder vom Sand verschluckt ist.
Dann zieht es allerdings schnell zu und es wird windig – es riecht ganz nach Sandsturm. Wir machen uns also auf die Rückfahrt – und die Kinder sind traurig, weil sie eigentlich noch Kamelreiten wollten. Da sehen wir am Horizont eine kleine Karawane mit gesattelten Kamelen. Wir fahren zu ihnen hin und handeln mit den Führern aus, dass alle drei Mädels für ein paar Dirham ein Stück mitreiten dürfen. Das ist natürlich perfekt!

Die Piste zurück zur Asphaltstraße wird dann zu einer echten Herausforderung: die Sicht wird immer schlechter und die Spuren im Sand lassen sich kaum noch erkennen bzw. werden schnell zugeweht. Nur mit unseren Digitalkarten und etwas Intuition manövrieren wir uns zurück in die Zivilisation. Eine abenteuerliche erste Woche liegt hinter uns mit vielen Begegnungen und Erlebnissen, die wir ohne die Panne so nie gehabt hätten.


Wieder in Erfoud erwartet uns ein aufgehübschter Sprinter, vom Blechschaden ist nichts mehr zu sehen und selbst die Felgen wurden vom Rost befreit und frisch angemalt, einfach so. So etwas ist uns in Marokko sonst nie begegnet, normalerweise ist jeder natürlich darauf aus, etwas zu verdienen und bei allem und jedem Profit zu machen. Bei Abdol hatten wir aber nie das Gefühl - und dann gibt man auch mal gern etwas mehr.

 

Wieder mit Sprinter unterwegs

Wir verabschieden uns dankbar von Abdol sowie Adde und fahren mit unserem Sprinter weiter:  zuerst zur Todraschlucht, wo wir alle zusammen klettern. Dann über Ostern durchs Tal der Rosen, von denen allerdings nichts zu sehen war. Dafür führt es uns über den höchsten fahrbaren Pass in Marokko (3000 m), zum Teil auf Pisten, neben denen noch Schnee lag. 

Unser nächstes Ziel ist Tafraoute. An diesem Ort schon weit im Süden Marokkos sind wir nun zum dritten Mal, es ist einer unserer Lieblingsplätze. Ein Künstler hat hier in einem Teilbereich Felsen bunt angemalt. Es ist etwas bizarr, aber auch wirklich interessant, wie es dem Ort einen eigenen Charme gibt. Hier fotografieren und bouldern wir ein bisschen.

In der Ortschaft kaufen wir günstige Schuhe am Markt und lassen die (nach USA erneut) gebrochene Aufhängung eines Stoßdämpfers schweißen. Dieser Versuch  hält allerdings nur wenige Kilometer – ganz im Gegenteil zu Abdols Reparatur.

Am Nachmittag besuchen wir einen Pool auf einem Campingplatz, der dort neu angelegt von einem Deutschen geführt wird. Zum Übernachten ist es uns dort aber einfach zu eng, da gerade eine geführte Wohnmobilgruppe hier Station macht. Für die Nacht fahren wir deshalb lieber wieder in die Wildnis zu unseren bunten Felsen.

Anschließend folgt noch ein Abstecher zum Meer in der Nähe von Agadir: zum Baden ist es fast noch zu kalt, aber zum Spielen (Annalena) und Tanzen (Isabella) bestens geeignet. Isabella tanzt bei Sonnenuntergang, wie schon vor 4 Jahren und ich filme den enormen Fortschritt bei den Tanzfiguren und der Ausdrucksweise.

Unser gemeinsamer Abschluss findet in Marrakesch statt: Isabella hatte sich ein Henna-Tattoo gewünscht und so bekommen natürlich beide Kinder eines. Dort am Abend auf dem großen Platz der Dejmaa el Fna herumzustreifen, gehört auch schon zum festen Programm unserer Marokkoreisen.

Von Marrakesch fliegen Christine und die Kinder wieder zurück nach Deutschland, da die Osterferien zu Ende sind. Ich hingegen muss mit dem Sprinter wieder zum Fährhafen, zwei langweilige Tage auf der Fähre durchs Mittelmeer verbringen und dann bis München zurückfahren.

Und in spätestens 5 Jahren wollen wir erneut nach Marokko reisen!