Thailand & Burma
Reisebericht mit Bildern

In Bangkok - der Hauptstadt Thailands

Nach einem komfortablen Flug mit der Gesellschaft Thai International erreichen wir die Großstadt Bangkok. Dieses dichtbevölkerte große Ballungsgebiet mit seinen Verkehrsproblemen und permanenten Staus ist nicht so ganz nach unserem Geschmack, zumal das feuchtschwüle Klima den Aufenthalt für Europäer erschwert. Trotzdem gibt es natürlich einiges Interessante zu sehen, so z.B. viele Tempel und Klöster. Das Schönste ist sicher das Wat Phra Keo im früheren Königspalast. Da hier speziell am Wochenende bei kostenlosem Eintritt auch viele Thailänder herkommen, handelt es sich um ein sehr "lebendiges" Museum, das wir gleich zweimal besuchen. Die meisten Menschen sind freundlich und hilfsbereit - allerdings sprechen viele kein Englisch, was die Verständigung etwas umständlich macht.

Einmal stürzen wir uns auch ins Nachtleben von Bangkok. Dies ist ganz lustig - man sieht jede Menge schmerbäuchige Deutsche, fette Inder und Araber, die sich mit lüsternen Blicken an die Thai-Mädchen heranmachen. Es gibt auch eine ganze Reihe von Restaurants mit Namen wie "Biergarten", "Alt-München" etc. Wir halten uns aber lieber an die einheimische Küche. Man kann hier hervorragend essen - es gibt unzählige kleine Essstände und jeder hat was anderes, z.B. gegrillte Fleisch- oder Fischspießchen, Maiskolben, Kuchenstücke, herrliche Früchte, und und und ... Hmhh! Gut, dass wir in Nepal ein paar Kilogramm abgenommen haben.

Aus Briefen erfahren wir, dass in Mitteleuropa gerade eine Kälteperiode herrscht, in München hat es 20 Grad Celsius unter Null. Die Temperaturen in Bangkok dagegen klettern tagsüber auf über 30 Grad, nachts wird es kaum kühler. Das klingt zwar im deutschen Winter verlockend, aber so toll ist das auf Dauer auch nicht. Man hat also die Wahl, hier im eigenen Saft zu schmoren oder sich unter dem Ventilator eine Erkältung zu holen. Die Post kann aber trotz dieser Temperaturen sehr fix sein: Ein in München abgestempelter Brief kommt bereits nach drei Tagen in Bangkok an.

 

Chiang Mai und Umgebung

Nach ein paar Tagen machen wir uns mit dem Nachtzug auf den Weiterweg nach Chiang Mai ins touristische Zentrum des Nordens, wo auch das Klima viel angenehmer ist. In dieser zweitgrößten Stadt des Landes und seiner näheren Umgebung halten wir uns ziemlich lange auf, da es uns hier recht gut gefällt.

In Chiang Mai gibt es jede Menge von Klöstern, und wenn man zu viele davon besichtigt, kann man einen ähnlichen Koller bekommen wie mit den Kirchen in Rom. Außerdem findet man hier noch eine Reihe von hochentwickelten Handwerkszweigen, z.B. Baumwoll- und Seidenwebereien, Silberschmieden und als Interessantestes ein ganzes Dorf, in dem überall Schirme aus Papier und Seide hergestellt werden. Die meisten Sachen sind recht billig und man könnte kaufen, kaufen ...

Die Umgebung von Chiang Mai ist etwas gebirgig, und hier steht auch der mit 2500 m höchste Berg Thailands - der Doi Inthanon. Diesen Gipfel erklimmen wir natürlich auch, allerdings nicht zu Fuß, sondern mit dem Motorrad. Man kann hier für ca. zehn D-Mark pro Tag Motorräder mieten - das ist wirklich eine feine Sache. Man ist nicht auf Busse angewiesen, die vielleicht jede Stunde einmal fahren, und man kann stehenbleiben, wo es einem gefällt. Insgesamt sind wir drei Tage mit dem Motorrad unterwegs und besuchen dabei u.a. eine wunderschöne Orchideenfarm und mehrere Wasserfälle. Sehr interessant ist auch ein Trainingslager für Arbeitselefanten. Hier sehen wir, wie junge Elefanten für die Holzwirtschaft im Urwald ausgebildet werden und was sie dann später alles können müssen. Jeder Elefant hat seinen eigenen Betreuer - und die beiden bleiben oft jahrzehntelang zusammen.

 

Trekkingtour zu den Bergstämmen

Wenn man hier in der Gegend Trekkingtouren machen will, braucht man - im Gegensatz zu Nepal - einen Führer. Es gibt keinerlei Wegmarkierungen oder Beschilderungen und man trifft unterwegs niemanden, der Englisch spricht. Die Bevölkerung in den Gebirgsgegenden ist sehr interessant: uf engstem Raum leben hier etwa ein halbes Dutzend verschiedener Stämme, von denen die meisten irgendwann einmal aus China eingewandert sind. In Chiang Mai gibt es Trekkingunternehmer wie Sand am Meer. Die Touren sind relativ billig: Für fünf Tage zahlen wir ca. 80 DM, Übernachtung und Verpflegung eingeschlossen. Wir haben eine Führerin - sie ist ganz lustig und kocht gut, allerdings erscheint sie uns nicht sonderlich zuverlässig und erzählt oft das Blaue vom Himmel herunter.

Mit uns unterwegs sind noch ein australisches Paar und ein Amerikaner auf Weltreise. Während die Tour für uns eher ein gemütlicher Spaziergang ist, sind die anderen zeitweise ganz schön geschafft. In einem Dorf wird gerade Neujahr gefeiert. Die Frauen und Mädchen sind farbenprächtig gekleidet und sehr hübsch geschminkt. Bei Fidelmusik wird stundenlang getanzt, wozu wir auch eingeladen werden. Es ist ein einfacher Reigentanz, bei dem sich alle an den Händen haltend  in einem großen Kreis drehen. Das macht den Einheimischen genauso Spaß wie uns, und man merkt ganz deutlich, dass es sich hierbei nicht um eine Vorführung für Touristen handelt.

Einige der Volksstämme hier leben hauptsächlich vom Opiumanbau, und man bekommt in den Dörfern auch das Rauschgift angeboten. Für einige Reisende mag das wohl der Hauptgrund sein, hierherzukommen. Die thailändische Regierung versucht zwar, den Opiumanbau zu vermindern, aber bis jetzt mit nur mäßigem Erfolg. Wir sehen nicht nur versteckte Mohnfelder, sondern probieren im nächsten Dorf sogar selbst einmal eine Opiumpfeife. Der Effekt ist allerdings gleich null - vielleicht besser so!

Die verschiedenen Stämme, die wir auf unserem Trek besuchen, sprechen nicht nur verschiedene Sprachen, sondern unterscheiden sich auch kulturell völlig voneinander: im Verhalten und der Lebensweise, im Häuserbau und in der Tierhaltung, in Kleidung bzw. Tracht, ja sogar im Aussehen bzw. in den Gesichtszügen.

Auf der Wanderung ist es z.T. so heiß wie bei uns im August - und das ist hier die kalte Jahreszeit! Im Gedächtnis bleiben kunstvolle Pfahlbauten, herumlaufende Hausschweine, die anstrengende Wanderung durch dichten Urwald, das in Bananenstaudenblätter eingerollte "Lunchpaket", die giftgrüne Schlange direkt vor uns, die prähistorische Wohnhöhle, ungewohnte, aber wohlschmeckende Abendmenüs und interessante Diskussionen mit unseren Mittrekkern. Nach fünf Tagen im Gelände genießen wir in Chiang Mai wieder die Freuden der Zivilisation mit einer herrlichen Dusche und einer großen Schüssel Obstsalat.

 

Bootsfahrt und Blumenfest

In Chiang Mai wird jedes Jahr im Februar ein Blumenfest gefeiert, das wir uns unbedingt anschauen wollen. Wir beschließen deswegen, darauf zu warten, und machen in der Zwischenzeit einen weiteren Ausflug in den Norden zum "Goldenen Dreieck". Dieses Länderdreieck Thailand, Burma und Laos ist vor allem berühmt und berüchtigt wegen seines Opiumanbaus. Wir fahren mit dem Bus bis an den Mekong, den großen Strom in Südostasien, der hier die Grenze nach Laos bildet.

Nach einem Fahrradausflug machen wir auf dem Rückweg noch einen interessanten Bootstrip auf dem Mae Kok, einem Fluss an der Grenze zu Burma. Die mehrstündige Bootsfahrt durch den Dschungel ist für viele Einheimische die einzige Verbindung zur Außenwelt - Straßen gibt es hier kaum. Zum Schutze der Touristen fährt sogar ein mit Gewehr bewaffneter Soldat mit. Gelegentlich kommt es hier nämlich zu Überfällen. Es sind schon Touristen getötet worden oder auch auf Nimmerwiedersehen verschwunden - bei uns bleibt aber alles friedlich.

Wieder zurück in Chiang Mai beginnt das berühmte "Flower Festival". Zuerst gibt es einen Wettbewerb mit Preisen für das schönste Blumengesteck. Man kann dabei den verschiedenen Frauengruppen bei der Arbeit zuschauen. Die Hauptattraktion aber ist der festliche Umzug von Blumenfahrzeugen, die alle verschiedene Motive darstellen: z.B. Tiere, Götterfiguren oder irgendwelche originellen Gegenstände. Sie sind alle komplett mit frischen Blumen geschmückt - ein wirklich farbenprächtiges und sehr fotogenes Schauspiel. Die besten und phantasievollsten Gebilde werden am Ende ebenso gekürt wie die schönsten Thai-Mädchen, die meist auf den Fahrzeugen mitfahren. Dazu gibt es noch jede Menge Musikkapellen, und Tausende von Schaulustigen säumen die Straßen. Dafür hat es sich wirklich gelohnt, ein paar Tage länger hier im Norden zu bleiben.

 

Ko Samet - Erholung auf einer Trauminsel

Direkt nach dem Blumenfest fahren wir mit Bussen wieder nach Süden in Richtung Bangkok, machen jedoch noch zwei Zwischenstopps, bei denen wir die alten Hauptstädte Sukothai und Ayuthaya besuchen. Beide bieten jeweils eine weitläufige Ansammlung von z.T. schon verfallenden Tempeln sowie viele Buddha-Figuren. In Suhothai können wir uns Fahrräder mieten, um die einzelnen Ziele zu erreichen, in Ayuthaya klappern wir die Sehenswürdigkeiten bei sengender Hitze zu Fuß ab.

Zu all den Anstrengungen der Reise kommt dann in Bangkok wieder das feuchtschwüle Großstadtklima hinzu, so dass wir nun ziemlich geschafft bzw. abgeschlafft sind.

So wird es jetzt Zeit, dass wir uns wieder einmal erholen, erst recht nach den langen Busfahrten. Wir fahren deshalb auf eine wunderschöne kleine Insel namens Ko Samet, etwa drei Stunden Busfahrt östlich von Bangkok entfernt. Dort ist es wie im Bilderbuch: Blauer Himmel, glasklares Wasser, Kokospalmen ... Da sind sogar solche Strandmuffel wie wir begeistert! Die Insel ist noch sehr ursprünglich, als Unterkünfte gibt es nur Bambushütten, und außer zu baden, essen und lesen kann man nicht viel machen - aber das ist jetzt genau das Richtige für uns. So faulenzen wir einmal richtig, liegen am Strand, streifen durch die Insel, essen gut und verarbeiten die ganzen neuen Eindrücke der letzten Zeit.

Im Rückblick hat uns in Thailand neben unserer Trauminsel am besten der Norden, die Stadt Chiang Mai und ihre Umgebung gefallen. An Kathmandu, unsere Lieblingsstadt, kommt sie allerdings unserer Meinung nach bei weitem nicht heran. Das gilt eigentlich für alles, was wir von Thailand kennengelernt haben. Es gibt so viel Schönes und Interessantes, Neues und Anderes zu sehen, die Leute sind meist sehr nett und freundlich - aber in Nepal gefällt es uns trotzdem besser. Dennoch bereuen wir es kein bißchen, hierhergekommen zu sein

 

Eine Woche in Burma - krönender Urlaubsabschluß

(Bericht von Walter)

Hierüber gibt es leider weder Briefe noch Tagebucheintragungen, doch sind auch ohne irgendwelche schriftlichen Aufzeichnungen die Erinnerungen an diese eine Woche sehr lebendig geblieben. Burma ist wohl das exotischste Land, das wir je besucht haben und hat auf Grund der überwältigenden Erlebnisse in unserem Gedächtnis einen bleibenden Eindruck hinterlassen. Auch für erfahrene Globetrotter - und das waren wir sicher zu diesem Zeitpunkt bereits - bietet Burma völlig neue und unvergessliche Erfahrungen.

Das fängt bereits damit an, dass man als Tourist nur ein Visum für maximal eine Woche bekommt. Dadurch wird das ganze etwas hektisch und stressig, aber alle Leute, die dort waren, meinen, es würde sich trotzdem lohnen. Außerdem läuft praktisch alles über "Tourist Burma", eine ähnliche Institution wie "Intourist" in der UdSSR. Aber trotz der ganzen bürokratischen Umstände hat es bis jetzt noch fast jedem in Burma gefallen. Da man nur auf dem Luftweg einreisen darf und die relativ wenigen Flüge oft lange im Voraus ausgebucht sind, ist es gar nicht so leicht, wegen dieser Beschränkungen als Einzeltourist überhaupt ins Land zu kommen. Nach einigem Hin und Her bekommen wir jedoch sowohl die Visa als auch die Flugtickets, und das Abenteuer kann endlich losgehen.

 

Von Bangkok nach Rangoon

Es fängt gleich gut an, denn der Flug hat erst einmal eine mehrstündige Verspätung. Beim Warten im Flughafengebäude kommen wir mit einem etwa gleichaltrigen Pärchen aus Norwegen ins Gespräch, das - wie es sich herausstellt - ebenfalls mit der gleichen Maschine nach Burma fliegen will. Die beiden - Anita und Gunnar aus Oslo - machen einen recht sympathischen Eindruck und wir überlegen uns daher, ob wir uns für Burma vorteilhafterweise zu einer Minigruppe zusammenschließen sollen. Zum Glück haben wir bereits von anderen Reisenden einige sehr nützliche Tipps über Burma bekommen - für solche Länder im allgemeinen die beste und zuverlässigste Informationsquelle. So wissen wir bereits, dass es in Burma die allerdings nicht ganz legale, aber anscheinend öfters praktizierte und geduldete Möglichkeit gibt, mit Hilfe nicht deklarierter Devisen (= Dollars) für die ganze Woche einen Wagen mit Fahrer zu mieten. Damit ist man nicht auf die unzuverlässigen und oft ausge- bzw. überbuchten öffentlichen Transportmittel angewiesen, mit denen man durchaus ein bis zwei Tage irgendwo festsitzen kann. Dies würde bei nur einer Woche Aufenthalt ganz schön ins Gewicht fallen, und so vereinbaren wir mit den beiden Norwegern, eventuell gemeinsam einen solchen Wagen zu mieten.

Endlich starten wir nach Rangoon, der Hauptstadt Burmas. Wir beide haben nur das allernötigste Gepäck dabei - das sind neben der Kameraausrüstung etwas Wäsche und die wichtigsten Utensilien zum "Überleben". Dadurch passt alles in unsere zwei Kleinrucksäcke, so dass wir nur mit dem Handgepäck belastet sehr beweglich sind. Außerdem haben wir uns auf Anraten anderer in die vorderste Reihe im Flugzeug gesetzt, um beim Aussteigen die ersten zu sein. Kaum ist die Tür nach der Landung in Rangoon geöffnet, rennen wir schon mit unserem Gepäck übers Rollfeld ins Flughafengebäude. Hier sind wir tatsächlich die ersten und können deshalb die ganze umständliche und zeitraubende Abfertigungsprozedur relativ rasch hinter uns bringen. Man muss nämlich eine Unmenge Formulare ausfüllen, seine Kameras und sonstigen wertvollen Geräte genauso wie alle Devisen deklarieren und bekommt natürlich eine Reihe von Stempeln - typisch sozialistische Bürokratie! Beim staatlichen Touristenbüro sind wir anschließend direkt erstaunt, dass es sowohl Bahn- und Flugtickets wie auch noch freie Hotelzimmer gibt - auf Grund der Beschreibungen anderer Reisenden haben wir uns vorsichtshalber schon auf ein gelegentlich vorkommendes Chaos eingestellt, was auch der Grund unserer Eile war.

Während wir noch überlegen, was wir tun sollen, spricht uns bereits ein Einheimischer an, ob wir an einer einwöchigen Autofahrt interessiert seien. Erstaunlich für uns ist vor allem, dass dies ganz offen direkt vor dem Schalter und fast noch in Hörweite des Beamten geschieht! Da wir die Details bereits wissen, Anita und Gunnar inzwischen ebenfalls eingetroffen und einverstanden sind, werden wir rasch handelseinig. Die gesamte Fahrt für eine Woche mit Fahrer und Führer soll insgesamt 200 Dollar (damals über 600 DM) kosten. Wir werden gleich mit dem Wagen in die Stadt zu einem Hotel gefahren.

Am gleichen Abend lädt uns der Vermittler zu einer gerade stattfindenden Ausstellung in Rangoon ein. Diese ist ein Mittelding zwischen Messe und Volksfest und wir werden als die einzigen Ausländer von den Einheimischen regelrecht bestaunt. Am Eingang müssen wir unsere Kameras an Polizisten abgeben, da Fotografieren verboten ist. Wir sind sehr misstrauisch, aber wir bekommen hinterher alles wieder unversehrt zurück. Auf der Rückfahrt sehen wir die angestrahlte Schwedagon-Pagode - ein "achtes Weltwunder" - geradezu unwirklich in der Ferne aus der Dunkelheit aufleuchten.

 

Ins Landesinnere

Am nächsten Morgen geht es bereits in aller Frühe los. Wir packen unsere Sachen auf die Ladefläche eines Toyota-Pritschenwagens, an dessen Längsseiten jeweils eine schmale gepolsterte und umklappbare Sitzbank befestigt ist. Man sitzt entweder quer zur Fahrtrichtung oder meist mit einem Bein auf der Bank, nach vorwärts oder rückwärts schauend. Mit zusätzlichen Kissen als Rückenpolsterung wie bei einem Liegesofa ist diese Position relativ bequem und, wenn die auf einem Gestänge um die ganze Ladefläche herumreichenden Planen heraufgerollt werden, haben wir sogar eine gute Rundsicht. Einmal sitze ich auch vorne im Führerhaus. Da aber unerwarteterweise zusätzlich zum Fahrer und zum Führer noch ein dritter Einheimischer mitfährt (wir haben nie  genau herausbekommen, warum), ist es dort enger und unbequemer als hinten.

An diesem ersten Tag fahren wir etwa 700 km auf kleinen Landstraßen nach Norden ins Landesinnere und sind dabei über zwölf Stunden unterwegs. Wir unterhalten uns währenddessen viel mit Anita und Gunnar auf Englisch. Zwischendurch gibt es Teepausen. Beim Mittagessen in einem Restaurant treffen wir ein zweites "Touristenauto" und besichtigen auch einen großen Tempel - ansonsten aber genießen wir die luftige Fahrt übers Land, die uns schon einen brauchbaren ersten Eindruck von Burma und seiner Bevölkerung gibt. Wir erreichen unser Ziel Pagan erst nach Einbruch der Dunkelheit und gehen nach dem Abendessen in unserem Hotel bald ins Bett.

 

Die Tempel von Pagan

Am nächsten Morgen mieten wir uns als erstes Fahrräder, um damit individuell die Umgebung erkunden zu können, die wirklich einmalig ist. Auf einem mehrere Quadratkilometer großen Gelände stehen hier Tausende von Pagoden und Tempel, kleine und große, prächtige oder einfache aus Ziegelsteinen, gut erhaltene oder halb verfallene. So eine Ansammlung gibt es auf der ganzen Welt nicht mehr - das wäre so, als würden sämtliche Kathedralen Mitteleuropas auf einem Fleck zusammenstehen. Man ist überwältigt von der Masse und Eleganz der einzelnen Gebäude wie auch von der Harmonie des Ganzen. Es gibt Fotomotive in Hülle und Fülle, und wir verschießen eine ganze Menge Filmmaterial: Überblicksaufnahmen von der Spitze einer Pagode, nahtlose Panoramabilder nebeneinander, architektonische Details oder Buddhafiguren.

Um die Mittagszeit wird es sehr heiß und wir legen eine Pause im kühleren Hotel ein. Doch bald sind wir wieder unterwegs - es gibt einfach zu viel Interessantes zu sehen, und wir sind bis zum Abend im Gelände. Zum Sonnenuntergang verteilen wir uns auf zwei Tempel, um verschiedene Standpunkte für unsere Aufnahmen zu haben. Die Sonne geht blutrot hinter einer Hügelkette am Horizont unter, die spitzen Silhouetten der Pagoden heben sich tiefschwarz vor dem Abendhimmel ab, dessen Farbe sich schnell von rötlich-gelb über tiefrot und violett in graublau verändert: zusammen mit der Architektur und der Landschaft ringsum ein beeindruckendes Schauspiel!

Nach dem Abendessen laufen wir im Dorf noch ein wenig umher, um Souvenirs zu erstehen. Pagan ist berühmt für die Herstellung von Lackwaren. Wie üblich vergleichen wir erst einmal das Warenangebot und die Preisvorstellungen in den verschiedenen Läden. Nach dieser Vorauswahl geht es in die Handelsphase, die durchaus einige Zeit und Geschick beansprucht. Doch wir haben bereits genügend Erfahrung und deshalb auch Spaß an dieser typischen Prozedur. Über Umwege und taktische Finessen, über Mengenrabatt und manchmal sogar Verlassen des Geschäftes kommt der ursprünglich viel zu hohe "Touristen"-Anfangspreis langsam in einen für beide Teile akzeptablen Bereich, und schließlich wird das Kaufgeschäft zur beiderseitigen Zufriedenheit abgeschlossen.

Nachdem wir einige schöne Sachen gekauft haben, bleibt uns am späten Abend sogar noch Zeit, ein winziges Puppentheater am Dorfrand aufzusuchen. Für uns vier Touristen wird sogar eine eigene Vorstellung abgehalten: zu typischer, für unsere Ohren völlig fremder Musik verschiedene Tänze von bunt gekleideten Marionettenfiguren - mit den vorherigen Eindrücken dieses Tages wirkt das alles so exotisch und unwirklich auf uns, dass wir uns wie in ein Märchen aus "1001 Nacht" versetzt fühlen.

 

Von Pagan zum Lake Inle

Nach einer nur kurzen Nachtruhe geht es bereits um fünf Uhr früh wieder weiter. Wir wären gerne noch zum Sonnenaufgang geblieben, aber unser Führer versucht, uns mit allen Mitteln von einem frühen Start zu überzeugen. Schließlich stellt sich als wahrer Grund heraus, dass er Angst vor einer Polizeikontrolle hat. Wir verlassen deshalb noch vor Sonnenaufgang Pagan und fahren aus Sicherheitsgründen sogar noch einen Umweg. An manchen Schlagbaumkontrollen muss unser Fahrer etwas zahlen - wahrscheinlich Schmiergeld, ansonsten kommen wir aber unbehelligt und ohne Probleme durchs Land.

Durch den frühen Start sind wir kurz vor Sonnenaufgang bereits bei dem berühmten Kloster am Mt. Popa, das wie in Meteora hoch auf einem steilen Felsen steht. Man darf es, wie alle anderen Tempel und heiligen Stätten, nur barfuß betreten, und so laufen wir zusammen mit einigen einheimischen Pilgern ohne Schuhe los. Über den steilen Treppenweg braucht man eine ganze Weile, um das Kloster auf dem Gipfel zu erreichen: Oben ist es relativ windig und kühl, so dass wir uns nicht allzu lange aufhalten.

An diesem Tag geht es noch ein gutes Stück weiter nach Osten in höheres Bergland. Schon früh am Nachmittag erreichen wir unser Etappenziel, ein verschlafenes Hotel im englischen Kolonialstil.  Hier ruhen wir uns nach einer kalten Dusche erst einmal aus. Während die anderen den Nachmittag verschlafen, schaue ich später ein paar Einheimischen zu, die auf einem benachbarten Platz mit völlig abgewetzten Bällen Tennis spielen und mich zum Mitmachen auffordern. Es ist schon seltsam, dass ich nach mehr als zehn Jahren Pause ausgerechnet in Burma wieder einmal zum Spaß etwas Tennis spiele.

Am nächsten Morgen brechen wir wieder sehr frühzeitig auf. In einer kleinen Stadt bleiben wir neben der Straße bei einem Wochenmarkt stehen. Es gefällt uns so gut, dass wir - nicht ganz zur Freude unseres Führers - länger als geplant bleiben. Abgesehen von den unmittelbaren Eindrücken wie auch Geräuschen und Gerüchen kommen wir so zu einigen schönen Foto- und Filmmotiven. Das ist halt der Vorteil bei Individualreisen!

 

Exotische Fischer und schwimmende Märkte

Doch dann geht es mit Verspätung endlich zu unserem eigentlichen Ziel - dem Inle See. Er liegt in landschaftlich schöner Lage und ist eine Touristenattraktion in mehrfacher Hinsicht. Nachdem uns unsere Crew (die aus Sicherheitsgründen gleich wieder mit dem Auto verschwindet) abgesetzt hat, chartern wir ein langes, schmales Boot mit Außenbordmotor für einen Ausflug. Auf einem von Wasserpflanzen z.T. fast zugewachsenen Kanal fahren wir in den See hinaus, auf dem wir schon bald die ersten Fischerboote sehen. Die Fischer sehen in ihren charakteristischen Kopfbedeckungen, die tropenhelmähnlich, aber noch viel breitkrempiger sind, schon ziemlich exotisch aus. Darüber hinaus transportieren sie auf schmalen, traditionellen Ruderbooten große, netzähnlich geflochtene Körbe, die zum Fischfang dienen. Da die Männer aber auch noch - auf der ganzen Welt einmalig - mit Hilfe ihrer Beine rudern, kommen sie uns wie Wesen einer anderen, längst überholten Zeit vor, obwohl sie uns freundlich zuwinken. Ihre Fortbewegungsart ist so unwirklich, daß man sie auch nur schwer beschreiben kann: Die Fischer stehen aufrecht, aber nur auf einem Bein am Ende ihrer Boote, halten das Ruder in einer Hand und umschlingen es in mehr oder weniger senkrechter Lage mit dem anderen Fuß, um es durch Beinarbeit - vergleichbar einem Stechpaddel - durchs Wasser zu ziehen. Da sie sich auf der graublauen Wasseroberfläche und gegen den gleichfarbigen Hintergrund im Gegenlicht als lebende Scherenschnitte präsentieren, kommen wir zu einigen interessanten Fotos.

Am Ende des Sees erleben wir dann ein genauso exotisches, diesmal farbenprächtiges Schauspiel - einen schwimmenden Markt. Im Gegensatz zu Bangkok, wo das gleiche Spektakel nur für die zahlreichen Touristen aufgeführt wird, ist dieses Ereignis hier absolut echt, und wir sehen so gut wie keine anderen Reisenden. Auf einer breiten Wasserstraße zwischen ein paar auf Pfählen erbauten Häusern gleiten Dutzende von Booten ohne erkennbares System langsam aneinander vorbei oder liegen für ein Geschäft längsseits Bord an Bord. Die oft nur wenigen Waren sind für den Alltag bestimmt: meist Grundnahrungsmittel wie Reis, Gemüse und Früchte, aber auch Stoffe, Kleider oder Handwerkszeug. Anfangs beobachten wir den Markt von einem erhöhten Standort am Rande - das lebhafte Treiben eignet sich zum Filmen noch idealer als zum Fotografieren. Später fahren wir mit unserem Boot auch mitten durch die Menge hindurch, wobei sich die Einheimischen durch uns kaum stören lassen. Sie sind nicht nur mit Kaufen und Verkaufen beschäftigt, was oft als reines Tauschgeschäft abgewickelt wird, sondern wechseln auch mit ihren Nachbarn, Freunden und Bekannten Neuigkeiten aus - so dient dieser Markt auch gleichzeitig der Kommunikation.

Bei der Mittagspause erstehen wir ein paar typische Souvenirs. Danach besichtigen wir noch ein auf Pfählen im Wasser erbautes Kloster, in dem wir auch vom leitenden Mönch empfangen werden, und fahren an schönen schwimmenden Gärten vorbei wieder zurück zum Ausgangspunkt. Dieser Tag gehört zusammen mit nur wenigen anderen zu den exotischsten und eindrucksvollsten - nicht nur auf dieser Reise.

 

Mandalay - ehemalige Königsstadt im Norden

Als nächstes erreichen wir den nördlichsten Punkt unserer Fahrt, die Stadt Mandalay am Ufer des Irrawaddy-Flusses. In der Umgebung besichtigen wir zuerst eine über einen Kilometer lange, ganz aus Teakholz erbaute Brücke, die über ein Überschwemmungsgebiet führt. Eine imposante Tempelanlage auf einem steilen Hügel ist die nächste Station unseres Autoausfluges, bevor die Mittagshitze und aufkommende Müdigkeit weitere Aktivitäten beenden. So bummeln wir nach einer Erholungspause am Spätnachmittag noch ein wenig durch Mandalay selbst, um dann zum Sonnenuntergang barfuß die 1700 Stufen zum Mandalay Hill hinaufzusteigen, der mit mehreren Pagoden bebaut ist. Nach dem Abendessen verkaufen wir noch einen  Teil unserer nicht mehr benötigten Ausrüstung - hier kann praktisch alles gebraucht werden. Große Mengen von dringend erforderlichen Waren werden ins Land geschmuggelt, viele Dinge, die in Burma gar nicht, in zu kleinen Mengen oder schlechter Qualität hergestellt werden, bekommt man nur auf dem "halboffiziellen" Schwarzmarkt.

Am nächsten Morgen erproben wir die Vorzüge einer traditionellen Ganzkörper-Fußmassage, die wir von einem kleinen Burmesen in unserem Hotelzimmer durchführen lassen. Sie ist tatsächlich sehr angenehm und gerade die richtige Abwechslung bei einer so strapaziösen Reise. Erfrischt machen wir uns dann zu Fuß auf den Weg zum Irrawaddy-Fluss. Unterwegs sehen wir jede Menge von Fahrrädern, aber auch viele Pferdedroschken und uralte Autos, die bei uns schon längst im Museum stehen würden. Da es aber kaum neue gibt, werden sie immer wieder provisorisch und trickreich repariert.

Am Ufer des Irrawaddy angekommen, erscheint uns dieser breite Fluss wie eine Lebensader des Landes: In seinen braunen Fluten werden Kinder und Wäsche gewaschen, Ochsengespanne ziehen beim Entladen von Schiffen dicke Baumstämme durchs Wasser ans Ufer, ein Kahn, voll mit allen möglichen Tonwaren, dümpelt neben Wohnbooten, und draußen fährt gerade ein großer alter Raddampfer vorbei. Selbstverständlich beschert uns diese Idylle wieder Motive in Hülle und Fülle. Auf dem Rückweg zum Hotel nehmen wir eine Pferdedroschke und passieren auf der anschließenden Autofahrt auch noch einen farbenprächtigen Straßenumzug.

 

Rückfahrt nach Rangoon

Die eintönige lange Fahrt zurück nach Rangoon wird nur durch einen Höhepunkt unterbrochen. Als wir am Abend gerade über eine lange Brücke fahren, springt mir ein einmaliges Fotomotiv ins Auge. Sofort klopfe ich lautstark an die Fahrerkabine als Zeichen zum Anhalten, springe gleich nach dem Halt mit den Kameras aus dem Wagen und renne auf die Brücke zurück. Hier gelingen mir gerade noch zwei Fotos und eine Filmszene von einer  Sonnenuntergangsstimmung in typischer Umgebung, bevor die Sonne hinter dem Horizont verschwindet. Im Vordergrund auf dem goldgelb glänzenden Wasser schwimmt ein Fischerboot, dahinter ragt auch noch die Silhouette einer eleganten Pagode auf - ein Bild, das die Eindrücke unseres Südostasien-Aufenthaltes geradezu symbolhaft charakterisiert.

Wie vorher vereinbart und zeitlich auch nicht anders möglich, fahren wir die ganze Nacht hindurch. Mit etwas Phantasie und Improvisation haben wir durch Umräumen auf dem kleinen Laderaum Liegeflächen für uns alle vier geschaffen und können sogar die meiste Zeit gut schlafen.

Zurück in Rangoon sind wir nach einer erfrischenden Dusche ausgeruht genug für unser letztes Besichtigungsprogramm, die Schwedagon-Pagode. Da mir durch die Fülle der Motive inzwischen mein Super-Acht-Filmvorrat ausgegangen ist, bleibt mir nichts anderes übrig, als auf dem "Schwarzmarkt" für teures Geld eine neue Kassette zu kaufen, von der ich nicht einmal weiß, wie alt sie ist. Doch ich bereue es nicht - die Schwedagon-Pagode ist ein überwältigender Endpunkt unserer Burmareise. Der goldene kegelförmige Bau ist eine der ältesten und am reichsten verzierten Pagoden der Welt, fast 100 m hoch und von einem Kranz kleinerer und Mini-Pagoden umgeben sowie immer von vielen einheimischen Pilgern und Besuchern frequentiert.

 

Resümee

Auf unserem Rückflug ziehen wir Bilanz: Diese eine Woche in Burma war zweifellos der krönende Abschluss unseres insgesamt elfwöchigen Asienaufenthaltes, eine Reise in die Vergangenheit, in ein Land wie aus "1001 Nacht", Asien in Reinkultur ohne Leuchtreklame, ohne Coca-Cola oder Hochhäuser - unterwegs mit dem Gefühl, (privilegierter) Forscher bzw. Entdecker zu sein und als Fotograf in lohnenden Motiven nur so schwelgend ...

Diese Reise in der Ferne war zwar nur kurz, doch äußerst intensiv, erlebnisreich und unvergesslich.