Kanutour Moldau in Tschechien
Bericht mit Bildern

Die Moldau ist nicht nur ein bekanntes Lied und ein schöner Fluss in Tschechien, sondern die meistbefahrene Paddelstecke in ganz Europa. In der Hauptsaison, d.h. in der Ferienzeit von Juli und August, ist es deshalb dort sehr überlaufen. Wir wählen Ende August und starten kurzfristig in einem Schönwetterfenster.

Die Anfahrt, zuletzt sehr kurvenreich durch Bayerischen und Böhmerwald, ist spürbar kürzer als die vorausgehenden Touren - nach 3,5 Stunden haben wir unser Ziel in Vyssi Brod erreicht.

Nachdem wir am nächsten Morgen unser Boot aufgebaut und beladen haben, geht es gleich flott los: die Moldau hat deutlich mehr Strömung als Altmühl, Spree oder Krutynia und dazu viele Kurven oder Engstellen mit Wellengang. Und dazwischen gibt es immer wieder fahrbare Wehre durch Bootsgassen oder Wasserrutschen. Das alles macht sportlich den größten Reiz der Moldau aus, während sich der Fluss landschaftlich vor allem durch Wälder schlängelt.

Wir sind so ziemlich die Einzigen, die mit eigenem Boot und autark mit Selbst-Verpflegung unterwegs sind. Fast alle anderen Paddler leihen sich ein Boot, entweder ein (Plastik-) Kajak oder ein aufblasbares Raft in verschiedenen Varianten. Zum Gepäckverstauen dient meist eine wasserdichte Plastiktonne. Manche holen auch jeden Tag ihr Auto (oder Wohnmobil) nach, sodass sie unterwegs nur Tagesgepäck haben, was natürlich viel bequemer und einfacher ist. Wir hingegen müssen immer unsere ganze Ausrüstung im Boot verstauen. Zusammen mit Verpacken von Schlafsäcken, Isoliermatten und Zelt sind wir damit am Morgen erst mal ziemlich lange beschäftigt. Hinzu kommt, dass es Ende August über Nacht schon sehr feucht wird und wir das Zelt zunächst trocknen müssen.

Wenn wir dann aber auf dem Wasser unterwegs sind, überholen wir praktisch alle anderen Bootsfahrer: Rafts sowieso, aber auch die Kajaks. Manche lassen sich oft auch nur treiben, einige fahren im Pulk, ziehen ein Ausrüstungsboot hinterher und machen häufig Pause bei einem der vielen Raststationen. Man muss dazu nicht einmal aussteigen, denn während der ersten zwei Tage sind viele „Barboote“ mit einer Kette mitten im Fluss verankert.

 

Am ersten Tag befahren wir zwei Bootsrutschen und erreichen problemlos unseren anvisierten Zeltplatz. Corona scheint hier am Fluss außer ein paar Hinweisen nicht zu existieren, Mundschutz sieht man überhaupt keinen. Oft sind Jugendgruppen oder Großfamilien unterwegs. An den großen Campingplätzen ist am Abend immer viel los, überall sind kleine Lagerfeuer und es wird gruppenweise bis Mitternacht gesungen und Gitarre gespielt. Ein Phänomen, das es auf deutschsprachigen Plätzen schon lange nicht mehr gibt. Die Atmosphäre ist insgesamt zum Glück ziemlich entspannt.

 

Am zweiten Tag kommen einige Bootsrutschen zusammen. Kurz vor Krumau (Cesky Krumlov) schwappt schon einiges Wasser ins Boot. Die folgende Rutsche Nr. 7 ist wegen einer großen Walze eigentlich nur für Rafts gedacht, die mit ihrer Breite und dem angeschrägten Bug auch alle problemlos durchkommen. Beim Beobachten sehe ich aber gleich drei Kenterungen von schmaleren Booten und zusätzlich öfters „Mann über Bord“. Wir probieren es trotzdem, weil es auch gar keine andere Ausweichmöglichkeit gibt.

Wie die meisten Booten bekommt auch unser spitz zulaufender Kanadier in der Walze eine Schräglage und wir kentern, d.h. kippen alle ins Wasser. Christine sammelt die Kinder ein, während ich mich ums Boot kümmere und es am Ufer wieder umdrehe. Unsere wasserdichten Taschen haben nichts abbekommen, aber unsere Verpflegungsbehälter sind nass und meine Sonnenbrille, ein Badeschuh sowie ein paar Kleidungsstücke sind verschwunden. Und die am Heck montierte Sportkamera ist voller Wasser gelaufen und gibt ihren Geist auf.  Beim Weiterfahren sammeln wir sogar noch einen Teil unserer schwimmenden Trinkflaschen ein. Die Kenterung war für die Kinder ein einschneidendes, aber gut verkraftetes Erlebnis – und auch wir haben Einiges aus diesem Malheur gelernt.

Durchnässt paddeln wir weiter durch die schöne Altstadt von Krumau und gehen wie geplant am Campingplatz nach der Ortschaft an Land. Unsere Sachen trocknen alle noch am Nachmittag in der Sonne.

 

Am dritten Tag wird die Moldau viel einsamer, da viele in Krumau aufhören. Als wir bereits um 14 Uhr unseren eigentlich geplanten Nachtplatz erreichen, entscheiden wir uns einfach weiter zu paddeln. Durch die gute Strömung sind wir mit fast 8 km pro Stunde unterwegs und kommen noch weitere 20 km voran. Noch einmal übernachten wir auf einem Campingplatz, packen in der Früh unser nasses Zelt zusammen und erreichen 1 km später am vierten Tag unseren Endpunkt nach insgesamt 80 km. Dort packen wir unsere ganze Ausrüstung zusammen und fahren sehr günstig mit einem Shuttlebus für Paddler zurück zum Ausgangspunkt.

Eigentlich sollte es an diesem Tag schon regnen, aber das verschiebt sich zum Glück etwas nach hinten. So können wir noch bei Sonnenschein die halbe Paddelstrecke mit unserem Auto entlangfahren und ein paar Fotos von den Rutschen und der Altstadt von Krumau machen. Eine Pause mit einem wohlverdienten Eis beschließt unsere Tour. Auf der Heimfahrt fängt es dann wie vorausgesagt heftig zu regnen an.

 

Fazit: nicht nur uns, sondern auch den Kindern hat diese Kanufahrt im Vergleich am besten gefallen. Die Spree-Dahme-Rundtour in Brandenburg war am längsten und härtesten (2 Regentage, Campingplätze z. T. geschlossen), während die Krutynia in Masuren deutlich mehr Genuss geboten hat (4 Nächte in Ferienwohnung oder Hotel). Zur Moldau war die Anreise am kürzesten und das Paddeln deutlich sportlicher und am spannendsten. Deshalb werden wir in den nächsten Jahren sicher noch einmal dorthin fahren und ein paar neue Filmszenen drehen.

Statt unser Südamerika-Weiterfahrt hat sich das Jahr 2020 durch Corona zu einem ungeplanter Paddel-Sommer entwickelt.