Familien-Transalp
Transalp Garmisch-Riva 2025

Im September 2025 wollen wir am Ende der Sommerferien wieder eine Mountainbike-Transalp zu viert fahren. Wir entscheiden uns für eine Route, die Christine und ich schon vor genau 10 Jahren mit unserer damals einjährigen Isabella im Kinderanhänger gemacht haben. Damals war es ein Test, ob wir überhaupt mit einem Anhänger und Kind eine anspruchsvolle Alpenüberquerung auch bei schlechtem Wetter durchführen können: das Ergebnis war positiv – und wir sind dann zur Längstransalp von Wien bis Nizza durchgestartet.

Diesmal ging es um die Frage, ob unsere Kinder – mittlerweile 11 und 8 Jahre alt - auf ihren Mountainbikes auch Singletrails fahren können. Und das vielleicht nicht nur bei besten Bedingungen.

In Garmisch haben wir tatsächlich erst mal Regen, der aber bald wieder mit einem Regenbogen aufhört. Die erste Etappe führt noch recht gemütlich bis Biberwier. Der Fernpass ist wie üblich der erste Pass zum Eingewöhnen – und beide Mädchen fahren auch den schmalen Weg hinunter zum Fernsteinsee diesmal ohne jede Probleme.

Auf dem asphaltierten Inntal-Radweg geht es bei relativ viel Ausflugsverkehr nach Landeck zur zweiten Übernachtung. Am dritten Tag erreichen wir nach der historischen Kajetansbrücke die Schweiz und fahren im Unterengadin bis Sur En. Auf den hier beginnenden und geplanten Aufstieg zur Uina-Schlucht müssen wir allerdings verzichten, da Annalena über Nacht Magenprobleme und Durchfall bekommt.

 

Über den Alpenhauptkamm in die Schweiz

So entscheiden wir uns für die uns schon bekannte und leichtere Variante über den Alpenhauptkamm auf den Passo Costainas. Die Auffahrt zieht sich - speziell für unsere kranke Annalena – doch ziemlich in die Länge und das letzte Stück zum Pass ist in einem schlechteren Zustand als vor 10 Jahren. Damals konnte ich noch mit dem Kinderanhänger durchfahren (siehe links), während wir jetzt kurz schieben müssen. Dafür kommen beide Mädchen mit dem Singletrail gut zurecht und fahren tatsächlich bis hinauf auf die Passhöhe.

Auf der anderen Seite gelangen wir nach ein paar Schiebepassagen problemlos bis nach St. Maria Müstair, wo wir im gleichen Hotel wie 2015 und 2020 übernachten. Über den Pass Dös Radond geht es weiter in ein wunderschönes Hochtal mit vielen Weidetieren. Die Kinder freuen sich über die Schafe und Rinder, vor allem aber über die Pferde, die sie streicheln und fotografieren können.

 

Bei Schlechtwetter nach Italien

Leider wird das Wetter danach richtig schlecht und wir fahren im strömenden Regen weiter ins Val Mora. Trotzdem kommen beide Kinder mit den schwierigen und nassen Singletrails sehr gut zurecht und wir müssen nur kurze Passagen schieben. Die kritische Querung am absturzgefährdeten Steilhang, wo wir vor 10 Jahren den Kinderanhänger geschoben haben, ist inzwischen etwas befestigt und befahrbar.

Weiter unten treffen wir auf zwei Radler, die nur mit minimaler Ausrüstung unter einem Schutzdach biwakieren wollen. Wir fahren lieber weiter und freuen uns am Rifugio an den Fraele-Stauseen über eine warme Stube und einen Trockenraum für unser nassen Kleider. Ein gutes Abendessen und der Hüttenhund bauen unsere Kinder wieder auf, aber auch am nächsten Tag regnet es erst mal ununterbrochen.

Erst zu Mittag fahren wir weiter, ändern aber unsere Route und erreichen zunächst Bormio. Dort nehmen wir wegen des schlechten Wetters einen Bus bis Tirano, wo wir in einem günstigen Hotel übernachten. Die Preise sind in Italien doch wesentlich billiger als in der teuren Schweiz – und das Essen trotzdem sehr gut!

 

Gewalttour über 2000 Höhenmeter

Eine weitere Linien-Busfahrt mit uns als einzige Gäste und mit den Rädern im Fahrgastraum bringt uns nach Edolo. Eigentlich sollte es nur das Tal hinunter in die Lombardei gehen, aber mit Umwegen, Zwischenanstiegen und Verhauern haben wir schon 500 Höhenmeter hinter uns, als wir um 3 Uhr nachmittags endlich zum Passanstieg kommen – und da warten noch 1500 m bis zum Tagesziel auf der Passhöhe auf uns, weil es dazwischen um diese Jahreszeit Zeit keine Unterkünfte gibt.

Das ist eigentlich kaum zu schaffen, zumal wir auch noch die Akkus der Kinderrädern bei einer Rastpause nachladen müssen. Wir kämpfen uns weiter nach oben, aber 200 Höhenmeter vor dem Ziel sind die Batterien und die Reserven der Kinder endgültig leer. Christine und ich schieben und ziehen unsere Kinder mit unseren noch geladenen Akkus weiter hinauf und mit zusätzlichen Pausen erreichen wir doch noch in der Dämmerung die Hütte am Croce-Domini-Pass. Hier übernachten wir als einzige Gäste in einer kleinen, gemütlichen und geheizten Hütte und bauen unsere Energiereserven wieder auf. Immerhin haben wir – und die Kinder – an diesem Tag genau 2000 Höhenmeter aufwärts zurückgelegt!

 

Ponalestrasse und Resümee

Der nächste Tag wird gemütlicher: erst 1700 m hinunter und über den Idrosee zum einfachen  Passo Ampola. Leider müssen wir auf den geplanten Tremalzopass wegen des unsicheren Wetters verzichten: bei Hochnebel und etwas Regen macht das keinen Spaß. Dafür fahren wir locker über den Ledrosee zur berühmten Ponalestrasse. Und auf dieser fahren wir diesmal mit vollem Gepäck zwischen den vielen Fußgängern und genauso vielen Bikern (einige sogar schiebend) im Flow bis zum Hafen von Riva ab.

 

Wieder ist eine Transalp geschafft – und es waren trotz Anstrengung und Wetterpech alle zufrieden. Wir Eltern haben zwar immer noch viel Gepäck in den Packtaschen (Ersatzwäsche und Regenkleidung, die Ladegeräte und Ersatzakkus sowie die ganze Fotoausrüstung), aber es macht weniger Probleme und mehr Spaß als mit einem Kinder-Anhänger. Das Besondere war, dass die Mädchen auch bei Regen oder auf schmalen Pfaden gut zurechtgekommen sind. Deshalb bekommen beide auch wieder einen schönen Transalp-Pokal inklusive einer „Regenlizenz“ und einem „Singletrail-Diplom“.