Quattro-Transalp
Bericht mit Bildern

Quattro-Transalp 2023 – Familie Treibel auf vier Rädern  

 

Der Name Quattro-Transalp resultiert nicht etwa aus einem Vierradantrieb (wie beim Sprinter), sondern aus der Tatsache, dass wir alle vier selbst auf unseren Mountainbikes gefahren sind. Bei Christine und mir ist das ja nach mehr als einem Dutzend Alpenüberquerungen nichts Besonderes mehr und auch Isabella hat vor zwei Jahren schon einen kompletten Alpencross absolviert. Aber für unsere sechsjährige Annalena ist das eine herausfordernde Premiere, da sie bis dahin nur eine harmlose Voralpentour selbst geradelt ist.

Als Isabella vor drei Jahren im gleichen Alter ihre erste Transalp probiert hat, ist sie nur knapp zwei Tage selbst gefahren, da wir viel zu langsam waren. Deshalb montiere ich zur Vorsicht für Annalena wieder unsere bewährte Gespann-Vorrichtung „Follow-me“ auf mein Rad. Aber zum Glück haben wir diese Hilfe gar nicht gebraucht – und ich habe das schwere Teil völlig umsonst mitgeschleift! Ebenso wie unsere ganzen Regenklamotten, da wir unglaubliches Glück mit dem Wetter haben.

 

Nach unserer Skandinavien-Reise mit dem Sprinter orientieren wir uns in nur fünf Tage völlig um und starten mit unseren Mountainbikes bei guten Wettervorhersagen von Garmisch aus. Die erste Etappe bis Ehrwald ist gerade recht zum Warmwerden.

Der nicht asphaltierte Weg über die alte Fernpass-Straße zeigt uns aber schnell die Grenzen auf, v. a. bergab auf schmalen Schotterpisten. Annalena stürzt dabei auch und schimpft kräftig über die holprigen „Schuttwege“. Mehrfacher O-Ton Annalenas an diesem Tag: „Ich fahre nie mehr eine Transalp!“ Auf Asphalt geht es dagegen gut und wir kommen über den Inntal-Radweg ins Ötztal.

 

Über Ötztal und Timmelsjoch nach Südtirol

Zunächst gibt es dort gute Radwege, aber öfters sind diese gesperrt. Wir merken erst allmählich, dass nur fünf Tage zuvor ein Unwetter viele Schäden an den Straßen angerichtet und einige Brücken ganz weggerissen hat. Durch ein paar Umwege kommen wir an dem Tag auf 60 Kilometer und 1500 Höhenmeter, sodass am Schluss auch Isabellas Reserve-Akku leer ist. Nach einigem Suchen finden wir in Obergurgl ein gutes und bezahlbares Nachtquartier, nachdem vorher die Übernachtungen mit Halbpension schon recht teuer waren.

Die folgende Strecke über das Timmelsjoch hat keine Radwege mehr und wird von sehr vielen Motorrädern sowie Sportwagen befahren. Das ist speziell für Annalena vor allem in Tunnels schon eine ziemliche Herausforderung, was sie aber gut geschafft hat. Auf der Passhöhe – mit fast 2500 Metern eine der höchsten in den Ostalpen - überqueren wir den Alpenhauptkamm und die Grenze von Nordtirol nach Südtirol. Jetzt haben wir eine Abfahrt über 2000 Höhenmeter bis Meran vor uns!

 

Etwa auf der Hälfte machen wir gerade eine kurze Fotopause, als ein Tiroler VW-Bus-Fahrer neben uns anhält und uns anspricht. Er hätte uns schon gestern auf der österreichischen Seite gesehen und beglückwünscht uns zu unserer Passüberquerung – und als Anerkennung schenkt er uns eine ganze Schale köstlicher Himbeeren und den Kindern einige Süßigkeiten!

 

Aber auch von vielen Motorradfahrern kommen oft Beifall oder Anerkennungsgesten wie hochgehobene Daumen. Beide Kinder sitzen in Bikemontur inklusive Radhandschuhen auf kleinen Mountainbikes, was mit den Rucksäcken schon recht zünftig aussieht. Auch merken lange nicht alle Bewunderer, dass wir einen zusätzlichen Elektroantrieb haben, da sowohl unsere Mountainbikes als auch die Kinderräder wie normale Räder aussehen.

 

Aber auch mit Elektro-Unterstützung ist das eine große Leistung unserer Kinder und man merkt spürbar, wie Annalena auf Asphalt aufwärts wie abwärts immer schneller wird. Zum Schluss habe ich bei steilen Auffahrten aufgrund des hohen Gewichts meines Rads (in Packtaschen und Rucksack insgesamt 3 Reserve-Akkus, 4 Ladegeräte und 3 Kameras) keine Chance mehr: Annalena fährt mir aufgrund ihres günstigen Leistungsgewichtes aufwärts glatt davon!

Wir genießen erst mal die lange Abfahrt ins Passeiertal und ab St. Leonhardt einen sehr schönen Radweg bis Meran. Die Fahrt durch die Stadt und die Überquerung des Etschtals ist weniger angenehm, da es sehr heiß wird und viel Verkehr herrscht.

 

Ab dem nachfolgenden Ultental wird der Verkehr zwar etwas geringer, aber dafür haben wir Probleme mit der Nachtplatzsuche. In St. Pankratz gibt es kein geöffnetes Hotel, aber wir finden durch Nachfragen etwas außerhalb der Ortschaft einen echten alten Bauernhof mit Ferienappartements. Die Kinder sind von den Kühen und Katzen begeistert und wir alle vom Abendessen, das die Bauersfrau für uns improvisiert, da auch gerade keine Gastwirtschaft offen hat.

 

Trotzdem bleiben wir auch in Zukunft dabei, keine feste Route mit vorbestellten Unterkünften zu planen, da wir dann bei Verschiebungen wie Schlechtwetter nicht mehr flexibel sind. Außerdem wußten wir vorher auch nicht, wie gut Annalena zurechtkommt und haben uns zum Teil erst während der Fahrt endgültig für die Route entschieden. Und damit kommt es eben manchmal zu Überraschungen, die aber solch eine Tour gerade erst  abwechselnd und spannend machen. 

 

Schotterwege und Filmaufnahmen im Trentino

Am nächsten Morgen zweigen wir bald aus dem Ultental in eine relativ neue, wenig befahrene Bergstraße. Am Scheitelpunkt gibt es aber gar keinen Pass ins nächste Tal, sondern einen 2 km langen und sehr kalten Tunnel, der ins italienisch sprechende Trentino hinüberführt. 

Dort geht es dann im Osten der Brenta weiter durch riesige bergige Apfelplantagen. Hier waren wir schon einmal vor 3 Jahren mit Kinderanhänger und Follow-me unterwegs, fahren aber diesmal neue Wegstrecken und machen Drohnenaufnahmen. Das gestaltet sich zunächst mit einigen Abstimmungs-Problemen und großer Hitze etwas schwierig. 

 

Danach strampeln wir auf einer holprigen Schotterpiste durch schönen Wald aufwärts, zwischendurch mit sehr steilen Auffahrten, bei denen wir trotz Elektro-Unterstützung sogar teilweise schieben müssen. Über den schönen Andalo-Pass erreichen wir den gleichnamigen Skiort und bald darauf ein Nachtquartier im Touristenzentrum Molveno.

 

Jetzt ist es nur noch eine Tagesetappe bis zum Gardasee, die wir aber zum Filmen nutzen wollen, zunächst auf einer Schotterpiste um den Molvenosee. Danach zieht sich ein schöner, zum Teil wieder sehr steiler Schotterweg zum Bergdorf Ranzo hoch über der Sarca-Schlucht. Hier packen wir noch einmal die Drohne aus und lassen sie neben einer in den senkrechten Fels gesprengten und ausgesetzten Bergstraße weit über dem Abgrund mitfliegen. 

 

Abschluss am Gardasee

Den anschließenden Radweg durch das Sarcatal sind wir schon oft gefahren – er ist aber immer wieder schön, da er leicht abwärts geht und in Torbole unser Ziel, den Gardasee erreicht. In der Villa Emma haben wir wieder für zwei Tage ein Nachtquartier, genießen das hervorragende Essen (Pizza!) und den leckeren Nachtisch.

 

Der folgende Ruhetag führt uns zur bekannten Ponalestraße mit weiteren Filmaufnahmen, dann zum Hafen in Riva mit traditioneller Eisbelohnung. Nach dem Baden im Gardasee kommt sogar noch ein zweites Eis in Torbole dazu! Am Sonntag geht es mit einem Shuttlebus zurück nach Garmisch – und zwei Tage später beginnt die Schule.

 

Insgesamt sind wir 10 Tage unterwegs, haben 400 km und über 7000 Höhenmeter zurückgelegt. Vor allem aber hat sich Annalena auf ihrer ersten eigenen Transalp nach anfänglichen Schwierigkeiten so gut zurechtgefunden, dass wir mit ihr künftig ohne Bedenken solche und auch schwerere Touren fahren können, auf die wir uns alle schon freuen.